Was genau bedeutet es eigentlich, resilient zu sein? Resilienz wird als die Fähigkeit bezeichnet, welche es ermöglicht, schwierige Situationen ohne andauernden Schaden zu durchstehen (Duden). Nicht nur die Psyche des Menschen kann eine Resilienz gegenüber Krisen entwickeln, sondern auch Sie als Unternehmer sollten ganz aktiv Einfluss darauf nehmen, wie resiliente Unternehmensgestaltung bei Ihnen gelebt werden kann, um besagte schwierige Situationen schadensfrei zu überstehen.
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“Never let a good crisis go to waste.”
Winston Churchill
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Die Krise als Chance zur Veränderung
Und doch steckt in jeder Krise auch eine Chance, das wusste auch Winston Churchill. Die Krise operiert in den Extremen und hält eine Lupe auf die ineffizienten, verbesserungswürdigen Elemente aller Vorgänge. Eine solche Situation bietet somit immer die Gelegenheit zur Selbsterkenntnis, seine Schwächen genau so gut kennen zu lernen wie die Stärken. Die daraus gewonnenen Daten in Taten umzusetzen, ist was eine resiliente Unternehmensgestaltung ausmacht.
Es gilt, eine genaue Bestandsaufnahme, Analyse, und Ursachenforschung anzustellen und daraufhin einen proaktiven Plan zur Aufarbeitung und Optimierung zu schaffen. Dass viele Unternehmer dies verstanden haben, zeigt sich auch bei einer Betrachtung der Zahlen einer Erhebung des letzten Jahres bezüglich der gewonnenen Erkenntnisse aus der Pandemie: Mit 59% setzen knapp zwei Drittel der Unternehmen den Ausbau von Krisen-Reaktionsteams, Task-Forces und Szenario-Analysen für Ausnahmesituationen mit hoher Priorität auf ihre Agenda (Quelle: Future Readiness Index 2020).
Diese in den Fokus gerückten Investitionen in Risikomanagement Aspekte sind zwar essentiell und genau der richtige Schritt in dieser Situation. Jedoch wäre es weitaus effizienter und risikoärmer, wenn diesen Szenarien und Task-Forces bereits im Vorhinein einiges an Aufmerksamkeit geschenkt und somit die resiliente Unternehmensgestaltung direkt mitgedacht wird.
Wie sieht eine resiliente Unternehmensgestaltung aus?
Was können Sie also tun, um Ihr Unternehmen so resilient wie möglich zu gestalten, um damit gegen Krisen gewappnet zu sein und wie lässt sich gleichzeitig das Streben nach Effizienz mit einer erhöhten Resilienz vereinbaren?Das Zauberwort hierfür heißt Flexibilität mit kreativer Herangehensweise, um sich auf jede Situation neu einstellen zu können. Dafür müssen vorher natürlich diese Situationen und Szenarien ausgiebig beleuchtet werden, was im Falle einer tatsächlichen Krise dann die Effizienz unterstützt: Die herausgearbeiteten Handlungsoptionen sind klar umrissen und es ist nicht nötig, unter hohem Druck schwierige Entscheidungen zu treffen. An diesem Punkt der flexibel geplanten Handlungsoptionen treffen Resilienz und Effizienz aufeinander.
Vier Schritte für eine resiliente Unternehmensgestaltung
Nun kennen sie den Nutzen, wenn Sie eine resiliente Unternehmensgestaltung erschaffen. Welche genauen Schritte sollten Sie jetzt bei Ihrer Planung bedenken? Dazu hat Dr. Tobias Naujoks einen 4-Schritte-Plan entwickelt: Covid-19: Aus der Krise mit Methode
- Das Verstehen von Risikodimensionen: zu erwartende Veränderungen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene betrachten → Zusammenhänge erkennen
- Die Entwicklung von Industrieszenarien: Schlüsselaspekte der eigenen Branche in Risikoszenarien einordnen und bewerten
- Die Erschaffung mittelfristiger Resilienzen: Im Hinblick auf eigenes Unternehmen ein Handlungsschema auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse entwickeln
- Das Wechseln der Perspektive: Neben den Risiken auch die Chancen bedenken → neue Märkte erschließen, zukunftsorientiertes Handeln
Ein weiterer ganz zentraler Punkt, ist die digitale Transformation in Ihr Betriebsmodell mit zu integrieren und sie zukunftsorientiert zu optimieren. Das bedeutet, dass sich gerade in den Bereichen der Produktion, Supply-Chain, Marketing und IT Handlungsfelder ergeben, um Flexibilität zu erreichen, beispielsweise durch cloudbasierte Services, agile Lieferketten und Webauftritte auf passenden Kanälen. Zudem darf der personelle Bereich nicht außer Acht gelassen werden, wenn es um Digitalisierung geht – Mitarbeiter sollten über die Möglichkeit verfügen, im Home-Office zu arbeiten, ohne dass Sicherheitslücken oder Kommunikationsengpässe entstehen. Cyber Security und starke wie vertrauensvolle Führung sind daher ebenfalls Schlüsselthemen. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel Wie Sie die digitale Transformation erfolgreich meistern.
Experten-Tipp: Wie kann Ihr Unternehmen resilient sein, wenn Sie als Führungskraft diese innere Stärke nicht transportieren? Es ist sinnvoll, Resilienz vorzuleben. Im Wesentlichen geht es darum, selbstverantwortlich zu handeln, die eigene Persönlichkeitsentwicklung in die Hand zu nehmen und ein Bewusstsein für die eigene Macht über die persönliche Einstellung zu erlangen.
Agile Lieferketten schaffen
Ein wichtiger Bereich, um resiliente Unternehmensgestaltung zu schaffen, ist die Supply-Chain Optimierung. Globale Trends haben hier einen großen Einfluss. Dazu gehören unter anderem der demografische Wandel, ein gesteigertes Nachhaltigkeitsbewusstsein oder auch die generelle Verknappung von Ressourcen. Oftmals reicht eine Risikobewertung auf Basis von statistischen Berechnungen und Erfahrungswerten nicht aus, um Unterbrechungen der Lieferkette aufzufangen. Aus diesem Grund gibt es die 5 Faktoren für Resilienz in der Supply Chain, erstellt von KPMG Director Dr. Sylvia Trage:
- Agilere Gestaltung von Organisationen: Agilität durch Alternativpläne und Frühwarnsysteme, regelmäßige Überprüfung der Kundenerwartungen
Dezentralere Aufstellung der Lieferketten: einzelne Standorte unabhängiger und innovationsfähiger machen, (globale) Optionen zum Ausweichen schaffen - Struktur-Doppelungen nutzen: Prozesse vereinheitlichen, Standards schaffen (in Infrastruktur, Technik, Produktion etc.), Überbrückung durch Ausweichen auf andere Standorte, Varianten minimieren
- Gestaltung eines New Work-Arbeitsumfeldes: Außerhalb von Qualifizierung, Motivation auch auf persönliche Merkmale der Mitarbeiter achten: Interdisziplinäres, diverses, interkulturelles Team bringt Vorteile verschiedener Perspektiven, innovative Lösungsstrategien, Gruppenleistung im Fokus
- Anregung kontinuierlicher Lernprozesse: Chancen der ständigen Veränderung nutzen, Szenarien stetig überwachen und anpassen, Mitarbeiter ausbilden, Notfall-Prozesse für Krisen etablieren → Vermeidung negativer Impacts auf Markt
Die 7 Faktoren der inneren Stärke für Leadership in Krisenzeiten
Wie soll resiliente Unternehmensgestaltung gelingen, wenn die Führung diese innere Kraft nicht ausstrahlt? Gerade jetzt, aber auch mit Blick auf die Zukunft, lohnt es sich für Führungskräfte, Resilienz als Vorbild zu leben. Im Wesentlichen geht es dabei darum, eigenverantwortlich zu handeln; Verantwortung für die eigene charakterliche Entwicklung zu übernehmen und ein Bewusstsein für die eigene Macht über die persönliche Haltung zu erlangen. All das hilft uns, kleinere und größere, kurze und längerfristige Krisen zu meistern. Kurz gesagt: resilient auf Misserfolge, Niederlagen und Krisen zu reagieren.
Das ist Nichts, was im Handumdrehen oder nebenher erlernt werden kann, sondern erfordert eine eingehende, kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema. Denn den einen Job fürs Leben gibt es so heute nicht mehr. Jeden Tag sind wir aufgefordert, uns aufs Neue zu fragen, welche frischen Anforderungen an uns herangetragen werden, ob wir die nötigen Kompetenzen haben. Dieses lebenslange Lernen ist zur Normalität geworden und dazu muss ganz selbstverständlich auch der Blick nach innen gerichtet werden. Das zukunftsorientierte, selbstbewusste, aber hinterfragende Mindset ist der Schlüssel zum Erfolg für resiliente Unternehmensgestaltung.
Dazu haben wir sieben Faktoren aufgelistet, die helfen, dieses Mindset und damit Resilienz aufzubauen und zu stärken, adaptiert von Micheline Rampes Werk Der R-Faktor, ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle, die sich näher mit dem Thema beschäftigen möchten.
- Optimismus: Schwierigkeiten bestehen jetzt und vergehen auch wieder. Es bleibt nicht für immer so kritisch, und es gibt sicher Dinge, die wir tun können, um eine positive Veränderung herbeizuführen.
- Akzeptanz: Es ist wie es ist. Sich in der vermeintlichen Ausweglosigkeit einer Situation zu verbeißen, hilft nicht weiter. Besser ist es, sie zu akzeptieren und einen Perspektivwechsel zu versuchen. Es gibt in jedem Labyrinth einen Ausgang.
- Lösungsorientierung: Mit der Akzeptanz kommt die Offenheit für neue Denkansätze, denn es gibt für alles eine Lösung. Manchmal muss man nur etwas länger danach suchen.
- Initiative ergreifen: Wir sollten Mut und Selbstwirksamkeit entdecken. Nur wenn wir aktiv handeln, können wir etwas bewirken. Jede Freiheit kostet auch den Mut, ein wenig über sich selbst hinauszuwachsen.
- Verantwortung übernehmen: Sowohl bei fremd- als auch bei selbstverschuldeten Krisen geht es nicht darum, lang und breit darauf herumzureiten, sondern die Verantwortung zu übernehmen. Nach der Fehleranalyse muss es schnell auf den Weg Richtung Lösungsfindung gehen.
- Netzwerkorientierung: Gemeinsamkeit macht stark. Das Vertrauen in unsere Mitmenschen ist eine hervorragende Quelle für Austausch, Kraft und Gewinn von neuer Energie und Ideen.
- Zukunftsplanung: Getreu dem Motto Nach dem Planen ist vor dem Planen müssen wir zukunftsorientiert denken. Visionen zukünftiger schwieriger Situationen durchspielen und Strategien entwickeln, denn der nächste Winter kommt bestimmt.
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